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Steinstoßen in Karlsruhe: Ein Mann, ein Stein, ein Stoß

Highlander, Spaßsportler, Freak: Wer 15-Kilo-Klötze in eine Grube wuchtet, hat mit Vorurteilen zu kämpfen. Die Steinstoßer der Germania Karlsruhe trotzen diesen mit Tradition und Titeln.

Mit Wucht in die Grube: Michael Reinmuth ist das Aushängeschild der Steinstoßer von Germania Karlsruhe. Foto: Helge Prang/GES

Der Mann mit dem graumelierten Haar und den muskulösen, braungebrannten Oberarmen nimmt Anlauf. Zwölf, 13, 14 Meter sind es bis zum Balken. Gleich geht es los. Ein Mann, ein Stein, ein Stoß – das ist alles?

Lang war der Anlauf auch, bis der Sport bei der Germania Karlsruhe landete. Steinstoßen gilt als eine der ältesten sportlichen Betätigungen der Menschheitsgeschichte. Bereits in der Antike und bei den Römern verbreitet, war es bei den Rittern Teil der Erziehung, geriet dann aber in Vergessenheit. Turnvater Jahn belebte die Disziplin im 19. Jahrhundert wieder, später nahmen sie auch die Leichtathleten in Beschlag. Bei den sogenannten Zwischenspielen 1906 zählte das Steinstoßen kurzzeitig gar zum olympischen Kanon.

Anlauf wie beim Speerwurf, Abstoß wie beim Kugelstoßen.

Steinstoßer Michael Reinmuth

Heute wuchten vor allem die sogenannten Rasenkraftsportler Steine durch die Luft, darüber hinaus zählen Gewichtwerfen und Hammerwerfen zu deren Metier. Bei der Germania sind diese seit über 100 Jahren beheimatet. Nach dem Krieg war es vor allem Bäckermeister Karl Wolf, 1952 Olympia-Sechster im Hammerwurf, durch den die Rasenkraftsport-Bewegung in Karlsruhe wieder an Fahrt gewann.

Fahrt nimmt nun auch Reinmuth auf. „Anlauf wie beim Speerwurf, Abstoß wie beim Kugelstoßen”, hatte der 54-Jährige kurz vorher noch erklärt. Und: „Das ist schon schwer, beide Sportarten zu verheiraten. Dafür habe ich Jahre gebraucht.” Dabei hatte er als Zehnkämpfer beides gelernt, ehe er kurz vor dem Abitur zum Rasenkraftsport wechselte. Hier bot die Einteilung in Gewichtsklassen größere Erfolgsaussichten. Mit dem 15-Kilo-Klotz bewaffnet flitzt er nun in Richtung Grube. Begleitet von einem kurzen Schrei schickt er den Stein auf die Reise.

Kenntners Suche nach dem perfekten Stoß

Neben der Anlaufbahn stehen Werner Jacob und Georg Kenntner und schauen genau hin. Die beiden sind so etwas wie Steinstoß-Legenden. Jacob, 83, kümmert sich bei der Germania seit sechs Jahrzehnten um die Rasenkraftsportler und wurde dafür von Stadt, Land, Sportbund und Verband geehrt. Kenntner, 88, ehemaliger Leiter des Sportinstituts, heimste schon zahlreiche Titel ein und nimmt noch immer an Meisterschaften teil.

Die Suche nach dem perfekten Stoß, sie beschäftigt Kenntner seit vielen Jahren. 1995 legte der Tausendsassa eine biomechanische Studie vor: Anlaufgeschwindigkeit, Abstoßwinkel, Abfluggeschwindigkeit, Impulsschritte – der Sportwissenschaftler und Anthropologe wollte es genau wissen. „Der Reinmuth hatte halt immer die besten Werte, daraus resultierte dann die beste Weite”, fasst Kenntner zusammen.

Reinmuths Rekordmarken haben seit rund 30 Jahren Bestand

Und dann fliegt er, der Stein. Für einen kurzen Moment scheint er schwerelos. Höhenflug. Reinmuth kennt das. Zweimal Europameister, zigfach Deutscher Meister, in der Liste der nationalen Rekorde prangt in der 71-Kilo-Klasse seit rund 30 Jahren sein Name: 9,85 Meter im Freien, 9,97 Meter in der Halle. Dafür habe er sich einst runtergehungert, erzählt der Projektmanager.

Glanzzeiten hat auch die Germania erlebt, vor allem in den 1950er und 1960er Jahren, als die Sportvereinigung reihenweise den Mannschaftsmeister-Titel im Rasenkraftsport gewinnt. Der Lohn: Silberne Lorbeerblätter vom Bundespräsidenten, die noch heute das Vereinsheim zieren. Dazu richtet der Club regelmäßig Titelkämpfe aus, jahrelang auch in der Europahalle.

Man will uns als Jux-Sportart abtun, das sind wir aber nicht.

Steinstoßer Michael Reinmuth

Doch irgendwann ist der Höhenflug vorbei. Auch der von Reinmuth gestoßene Stein zieht es gen Boden. Mit einem dumpfen Aufprall landet der Klotz im Sand. Ein ordentlicher Versuch. Doch immer weniger tun es heutzutage Reinmuth gleich. „Die Zahl der Sportler hat unheimlich abgenommen”, sagt Jacob. Früher hätten noch Clubs aus den Städten mitgemischt: Berlin, Wolfsburg, Leverkusen. „Heute sind es zum Großteil kleine Vereine vom Land.”

Bei der Germania sind nur noch sieben Aktive gemeldet. Der Nachwuchs bleibt aus. Früher sei der, erzählt Ex-Zehnkämpfer Reinmuth, wie er selbst aus der Leichtathletik gekommen. Doch die Quelle ist längst versiegt. „Ich bin damals als Jüngster dazugekommen und bin heute noch der Jüngste. Das ist nicht gut”, sagt Reinmuth. Es klingt ein wenig bitter.

Denn, darin sind sich die drei Steinstoß-Größen der Germania, einig: Attraktiv sei der Rasenkraftsport im Allgemeinen und das Steinstoßen im Besonderen allemal. „Man will uns als Jux-Sportart abtun, das sind wir aber nicht”, betont Reinmuth. Es klingt kämpferisch. Sein Arbeitsgerät liegt da schon längst wieder im Materialkasten neben der Grube – und wartet auf den nächsten Stoß.

28. August 2020, BNN/Germania Karlsruhe

 

 

Acht Deutsche Meistertitel für die Germania Karlsruhe.

Überaus erfolgreich schnitten die Rasenkraftsportler der Germania Karlsruhe bei den Deutschen Senioren Meisterschaften in Maselheim in allen Disziplinen des Rasenkraftsportes ab.

Allen voran der Deutsche Rekordhalter Gunther Witt. Mit seinen vier gewonnenen Meistertitel konnte er seine Erfolgsbilanz auf nunmehr 57 Deutsche Meistertitel erweitern. In der Seniorenklasse III bis 74 kg siegte er überlegen im Dreikampf mit 2150 Punkte. Im Gewichtwerfen mit 18,69 m und im Steinstoßen mit 8,84 m ließ er zwei weitere Titel folgen. In der Klasse bis 87 kg wurde Michael Reinmuth im Dreikampf mit 2181 Punkte Vicemeister, ebenso im Steinstoßen mit 9,56 m. Mit 18,70 m belegte er Platz drei im Gewichtwerfen. Schwergewichtler Bernard Reibel war überlegener Sieger im Dreikampf mit guten 2543 Punkte, genau so überlegen gewann er das Gewichtwerfen mit 23,66 m. Im Mannschaftskampf wollten die Germanen den Deutschen Rekord verbessern, aber bei der Endabrechnung fehlten noch 150 Punkte. Den Titel gewannen Witt, Reinmuth und Reibel überlegen mit 6877 Punkte. In der Seniorenklasse VI bis 80 kg gewann der Seriensieger Waldemar Villhauer den Dreikampf mit 2463 Punkte, das Gewichtwerfen mit 22,46 m, dazu kam noch ein zweiter Platz im Steinstossen mit 10,60 m. Im Mannschaftskampf belegten Villhauer und Kenntner mit 3840 Punkte Rang zwei.

 

  28. September 2017, Werner Jacob/Germania Karlsruhe

Erfolge der Rasenkraftsportler bei den Deutschen Meisterschaften

Waiblingen war Austragungsort der Deutschen Senioren Meisterschaften im Rasenkraftsport. Fünf Germanen starteten überaus erfolgreich. Nach Zehn Jahren Wettkampfpause und einem intensiven Training im laufenden Jahr kehrte der 52 fache Deutsche Meister und Deutsche Rekordhalter in der Männerklasse wieder in den Wettkampf zurück. In der Senioren 3 Klasse bis 74 kg sorgte er gleich für eine Überraschung drei Meistertitel gewann er ganz überlegen; den Dreikampf mit 2234 Punkte, das Gewichtwerfen mit 19,98 m und das Steinstossen mit 8,83 m. Den 6 kg Hammer warf er auf 44,85 m.

Siegfried Polke hatte mit einem fünften Rang im Dreikampf in der Klasse bis 87 kg mit 1831 Punkte sein bestes Ergebnis. Da der 71 fache Deutsche Meister Michael Reinmuth durch Krankheit kurzfristig absagte, konnte im Mannschaftskampf nur Witt und Polke in die Wertung kommen, für sie blieb nur Rang vier. Mit Reinmuth wäre der Titel klar von der Germania gewonnen worden.

Waldemar Vielhauer war der überragende Athlet in der Senioren 6 Klasse bis 8o kg. Er wurde Dreikampf Sieger mit 2467 Punkte und im Gewichtwerfen siegte er ebenfalls mit 22,72 m. Dazu kam ein Vicemeister Titel im Steinstossen mit 10,92 m. Zusammen mit Dr. Georg Kenntner wurden sie ebenfalls Deutscher Vicemeister im Mannschaftskampf mit 4037 Punkte. Kenntner konnte in der Seniorenklasse 6 über 80 kg im Dreikampf 1570 Punkte erringen und Platz fünf belegen, ebenso im Steinstossen mit 7,96 m.

27. November 2016, Werner Jacob/Germania Karlsruhe

 


Deutsche Seniorenmeisterschaften – Georg Kenntner Vierter

Bei den Deutschen Meisterschaften im einarmigen Gewichtwerfen am 9.4. in Mutterstadt belegte Georg Kenntner in der Seniorenklasse 6 mit der Leistung von 17,80m den 4. Platz

Werner Jacob/Germania Karlsruhe




Europameisterschaften in Heidenheim

Der Deutsche Rasenkraftsport Verband richtete in diesem Jahr die Europameisterschaften im Rasenkraftsport aus. Heidenheim war der örtliche Ausrichter.

Michael Reinmuth von der Germania Karlsruhe nahm nun schon zum achten Male in ununterbrochener Reihenfolge an Europameisterschaften teil. Wie in den vergangenen Jahren war er auch in diesem Jahr wieder erfolgreich.

In der Männerklasse bis 77 kg belegte er hinter Kay-Michael Arand (Deutschland) jeweils Rang zwei im Dreikampf mit 1890 Punkten, im Gewichtwerfen mit 16,25 m und im Steinstossen mit 8,10 m. Hier fehlten nur 1cm zum Titelgewinn.


Erfolgreicher Dr. Georg Kenntner

Bei den Deutschen Mehrkampfmeisterschaften im LSW am 18.4. in Mutterstadt konnte Dr. Georg Kenntner im Teilnehmerfeld auf den vorderen Plätzen platzieren. Im Kugelstoss Dreikampf M80 belegte er Platz 4. Im Einarmigen Gewichtwerfen der M 80 schleuderte er das 3 kg Gewicht auf 15,98 m und belegte Platz drei.

Werner Jacob/Germania Karlsruhe




Michael Reinmuth stößt Deutschen Rekord!

Bei den Badischen Hallenmeistershaften im Steinstossen, die im Bundesleistungszentrum in Mannheim stattfanden, konnte der Ex-Europameister im Steinstossen der Germane Michael Reinmuth ein erfolgreiches Comeback feiern.

Nach einem Jahr Wettkampfpause meldete er sich nun erfolgreich zurück. Er startete in diesem Jahr in der Seniorenklasse III Bis 74 kg. Hier stellte er mit dem 10 kg schweren Stein mit der Leistung von 10,25 m einen neuen Deutschen Rekord auf. Er überbot die alte Leistung um 23 cm.

Dr. Georg Kentner nahm in der Seniorenklasse VI teil und belegte mit 8,02 m Platz drei, gestossen mit dem 3 kg Gerät.

Michael Reinmuth ist weiter in Rekordlaune. Bei den württembergischen Hallenmeisterschaften am 8.3.im Steinstossen in Schwäbisch Gmünd verbesserte er seinen erst am 1. Februar in Mannheim aufgestellten Deutschen Rekord, in der Seniorenklasse III bis 74 kg mit dem 10 kg Gerät, um 46 cm auf hervorragende 10,71m. Leider musste er die Deutschen Hallenmeisterschaften in Erfurt wegen Krankheit absagen. Dieser Titel wäre ihm nicht zu nehmen gewesen.

Werner Jacob/Germania Karlsruhe


Der Germane Dr. Georg Kenntner Eurpoameister

Der Rasenkraftsportler der Germania Karlsruhe Dr. Georg Kenntner startete bei den Laufen-Springen-Werfen Europameisterschaften in Halberstadt in der Disziplin Ultrasteinstossen. Mit dem 25 kg schweren Stein wurde er in der Klasse M 80 mit 4,21m Europameister.

Werner Jacob/Germania Karlsruhe